Online-Mediation und Paarberatung per Video - geht denn das?
Als die Corona-Krise im Frühjahr 2020 aufkam, war recht schnell klar, dass es eventuell schwierig wird, mehrere Personen zum Gespräch zusammenzubringen. Und genauso schnell hat die Anwendung von Videokonferenzen im privaten wie geschäftlichen Bereich zugenommen. So kamen dann auch zu mir die ersten Anfragen von Paaren, Familien und Betrieben, ob ich auf diesem Weg etwas bewegen könne. Obwohl ich anfangs Hemmungen hatte, ein persönliches Treffen durch Video zu ersetzen, zeigt die Erfahrung inzwischen, dass eine solche Methode nicht nur hervorragend funktioniert, sondern auch einige große Vorteile bietet.
Online-Mediation bietet viele Vorteile
Auch ohne Pandemiekrisen eröffnen sich mit audio-video-basierten Mediationen neue Möglichkeiten. Wenn z.B. die Mitglieder einer Familie mit einem Erbschaftskonflikt räumlich weit verstreut leben, die Eltern in Stuttgart, die Tochter in Hamburg, der Sohn vielleicht sogar in einem anderen Land oder Erdteil, dann kommt auf normalem Weg mit persönlichem Zusammentreffen eben keine Mediation zustande, dann bleiben leider die Konflikte mit allen Folgen weiterhin wirksam. Dasselbe gilt für eine Firma in Heilbronn, die ein Problem mit ihrer Filiale in Berlin oder Paris klären möchte, aber den Aufwand für entsprechende Reisen scheut. Auch wenn Nachbarn oder bereits getrennte Ehepartner so zerstritten sind, dass sich beide nicht mehr gemeinsam in einen Raum begeben möchten, öffnen sich so neue Chancen zur Annäherung. Aber auch wenn die Mediationsteilnehmer nahe beieinander wohnen oder arbeiten, sie sich aber aufgrund der besonderen Kompetenz und Erfahrung für genau diesen Mediator entscheiden, der aber weit entfernt wohnt, können hohe Reise- und Hotelkosten auf diese Art vermieden und letztlich die Wahrscheinlichkeit für das Zustandekommen der Mediation deutlich erhöht werden.
Mediation funktioniert auch online sehr gut
An der Methode als solcher verändert sich nur wenig, weil sich die Teilnehmer wenn möglich persönlich treffen, auf Stühlen beieinander sitzen und sich gegenseitig wahrnehmen können. Meistens sehen sie nur den Mediator auf einem Bildschirm. Auch wird der Methodenkoffer des Mediators nur sehr wenig verändert. Es wird von ihm nur eine ganz besondere Aufmerksamkeit gefordert, alle feinen Veränderungen der Körperhaltung und Mimik sowie leise Zwischenbemerkungen genau zu registrieren, um gegebenenfalls darauf einzugehen. Wie gewohnt steht auch eine Art „Flipchart“ zur Verfügung, wo Themen, Aspekte und Vereinbarungen für alle sichtbar visualisiert werden können. Am Ende stehen diese Notizen den Teilnehmern sofort zur Verfügung. Bei Bedarf können Pausen eingelegt werden und Einzelgespräche sind ebenfalls möglich.
Auch eine Mediation auf rein akustischem Weg, per Telefon funktioniert, allerdings fehlen hierbei natürlich alle optischen Rückmeldungen über Reaktionen und die Körpersprache der Teilnehmer. Daher wähle ich diesen Weg im Ausnahmefall nur dann, wenn es technisch nicht anders geht.
Vertrauen steht über allem
Bei einer Mediation ist neben der fachlichen Kompetenz des Mediators das Vertrauen das Wichtigste. Vertrauen zum Mediator sowie zum Rahmen, in dem sie stattfindet und dies bedeutet vor allem Vertraulichkeit. Sowohl in der Paarberatung als auch im Unternehmenskontext werden sehr persönliche oder sensible Aspekte besprochen, die auf keinen Fall nach außen dringen dürfen. Wenn man also an Online-Mediation denkt, muss Vertraulichkeit und Datenschutz das oberste Gebot sein, denn sonst werden sich die Teilnehmer nicht so weit öffnen, wie es für eine gute Konfliktklärung oder Beziehungsarbeit zwingend notwendig ist. Daher ist es wichtig, dass ein technisches System verwendet wird, das solche Zweifel nicht aufkommen lässt.
Gute Rahmenbedingungen schaffen Vertrauen
Das technische System, bestehend aus einem PC mit Kamera und Mikrofon (Laptop, Tablet) wird bei Bedarf in einem Vortermin kurz getestet, wobei ich auf Wunsch gern technische Unterstützung gebe. Im Vorfeld schließe ich mit den Teilnehmern immer einen Mediationsvertrag, in dem die Randbedingungen, Möglichkeiten und Regeln festgelegt werden. Alle Beteiligten - die Teilnehmer und der Mediator - versichern bei meinen Online-Mediationen in diesem Vertrag immer, dass keinerlei Video- bzw. Audio-Aufzeichnungen gemacht werden. Als Übertragungssystem setze ich *DSGVO-konforme Open-Source-Systeme ein, um ein Höchstmaß an Datenschutz zu bieten. Die Server dafür stehen nicht in den USA, wo unsere strengen Datenschutzgesetze nicht gelten, sondern in der EU. Der Zugang erfolgt einfach über den Internetbrowser ohne vorherige Registrierung und ohne dass Software installiert werden muss. Auch dies dient der Gewährleistung der Anonymität.
*DSGVO = Datenschutz-Grundverordnung
Jochen Lorenz
Als Mediator aus Leidenschaft und Überzeugung habe ich meinen Schwerpunkt dort, wo es um die neue Belebung von zwischenmenschlichen Beziehungen geht. Haben Sie Interesse an Konfliktmanagement, haben Sie Fragen? Lassen Sie sich kostenfrei beraten!